FNP Bergisch Gladbach |
Lesen Sie Stellungnahmen zum FNP Bergisch Gladbach.
Anforderungen an eine Neuauflage des Flächennutzungsplans der Stadt Bergisch Gladbach aus Sicht des ehrenamtlichen Naturschutzes
- Wir fordern realistische nachvollziehbare Grundlagen für die Neuauflage des Flächennutzungsplans und keine Schätzungen und Vermutungen über Zuzug und Flächenbedarf für Wohnbebauung und Gewerbeflächen.
- Wir fordern eine Aufstellung der bisher im Flächennutzungsplan dargestellten und nicht umgesetzten Baumöglichkeiten – wie viele Hektar sind das, für welche Nutzung waren sie vorgesehen – und welche Rolle spielen sie in den neuen Planungen?
- Wir fordern einen qualifizierten Grünordnungsplan für das gesamte Stadtgebiet – unter besonderer Berücksichtigung der Grünbereiche, die in Bebauungsplänen festgesetzt sind bzw. in den im Zusammenhang bebauten Ortslagen.
- Wir fordern den Bereich der regionalen Grünzüge detailliert als breite Korridore darzustellen und nicht nur nachrichtlich als potentiell.
- Wir fordern eine Ausweitung der Industrie- und Gewerbeflächen an vorhandenen Standorten und eine argumentative Auseinandersetzung darüber, warum diese Flächen zukünftig eher für eine Wohnbebauung statt für den bisher ausgewiesenen Zweck genutzt werden sollen. Das gilt insbesondere für das Zanders- und das Köttgen-Gelände, für den Wachendorff-Bereich sowie für Flächen am ehemaligen Güterbahnhof und entlang der Bahn. Eine kreative Ausnutzung vorhandener Gebäude für produzierendes Gewerbe muss das Ziel sein und nicht die Ansiedlung von Kegelcentern, Baumärkten, Bürogemeinschaften.
- Wir fordern eine grundlegende Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung der Stadt, die zukunftsweisend flächensparend klimaschonend agiert und Unternehmen und Initiativen aus Wissenschaft, Forschung, Kultur, Dienstleistungsbereich ansiedelt
- Wir fordern Initiativen der Stadt, regional zu denken und zusammen mit der Stadt Köln Überlegungen zu entwickeln, wie im rechtsrheinischen Kölner Raum gewerbliche Ansiedlungen vollzogen werden können mit Gladbacher Beteiligung – innovativ ist, über solche Kooperationen nachzudenken und sich über die finanziellen Fragen zu verständigen hinsichtlich Gewerbesteuer und Einkommensteuer, sofern in Gladbach die Wohnbebauung im Vordergrund stehen soll. Der Begriff „Schlafstadt“ ist nicht grundsätzlich negativ zu sehen, sondern sogar eine Wertschätzung für ein lebenswertes Gladbach.
- Wir fordern eine Stärkung, Sicherung und Erweiterung vorhandener Wohngebiete. Menschen leben in Bergisch Gladbach bzw. ziehen in diese Stadt, weil sie den Grünanteil und die Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten sowie die Verkehrsverbindungen an die Rheinschiene schätzen. Dieses Profil der Stadt als Wohnstadt mit einem hohen, ausbaufähigen Anteil an Nähe von Wald und Grünbereichen zu halten und zu stärken, muss absolute Priorität vor allen anderen Überlegungen wie Ausbau des LKW-Verkehrsnetzes und großflächigen gewerblichen Neuansiedlungen in land- und forstwirtschaftlich genutzten Bereichen im Süden und Osten des Stadtgebiets.
- Wir fordern auch hier eine Abstimmung mit Köln und den Nachbarkommunen und eine Klärung der Frage, was zu welcher Stadt am besten vom Flächenangebot her passt. Nicht alle können alles haben – es ist Angelegenheit der Bezirksregierung und der Kreisverwaltung, diesen Ausgleich der Interessenlagen herbeizuführen.
Stellungnahmen
Im Folgenden können Sie sich die Stellungnahme des RBN und der LNU NRW zur Fassung der Offenlage des Flächennutzungsplans der Stadt Bergisch Gladbach durchlesen:
ATT00018Wer will diesen Flächennutzungsplan der Stadt Bergisch Gladbach? 4500 Einwendungen – das hat es noch nie gegeben!
Fast 4500 Einwendungen gegen den von der Stadtverwaltung in Bergisch Gladbach vorgelegten Entwurf eines neuen Flächennutzungsplans – so etwas hat es in dieser Massivität und Stärke im Bergischen Land noch nicht gegeben. Der (Rheinisch)-Bergische Naturschutzverein (RBN) hatte vor einem Jahr im Oktober 2016 eine 28 Seiten umfassende Stellungnahme zu diesem Entwurf abgegeben, sich darüber mit elf Bürgerinitiativen im Stadtgebiet ausgetauscht und mit ihnen zusammen Bürgerinnen und Bürger motiviert, zu öffentlichen Ausschusssitzungen zu kommen: Im einen Fall brachten wir 500 Menschen zusammen, die das Bürgerhaus Bergischer Löwe in Bergisch Gladbach füllten, bei einer weiteren Veranstaltung an einem Sonntag Nachmittag konnten wir um die 400 Leute für unsere Belange interessieren.
Was ist unsere Kritik? Wir bemängeln, dass die Stadtverwaltung mit dem von ihr beauftragten Planungsbüro aus Dortmund ein überdimensioniertes Bergisch Gladbach erreichen will mit über 120 000 Einwohnern und Gewerbeflächen, für die kein Bedarf da ist – es wird also nicht nach der Nachfrage ausgerichtet, sondern eher als Angebot gestaltet. Das aber widerspricht dem auch im Baugesetzbuch verlangten sorgfältigen und sparsamen Umgang mit dem kostbaren Gut Boden, das nicht beliebig vermehrbar ist.
Deshalb haben wir scharf protestiert, dass angesichts dieser ambitionierten Expansion von Wohn- und Gewerbeflächen festgesetzte Landschaftsschutzgebiete gnadenlos in Anspruch genommen und wertvolle zum Königsforst gehörende Waldflächen geopfert werden sollen.
Bergisch Gladbach ist eine Stadt, die aufgrund der Nähe zur Rheinschiene mit der Metropole Köln für Pendler als Wohnort besonders attraktiv ist, zumal besonders im Osten und Süden des Stadtgebiets noch größere Freiflächen zur Verfügung stehen – die aber, und das ist die Crux, unter klimatischen und Naturschutzaspekten von höchster Bedeutung sind, etwa als Frischluftschneise, Kaltluftentstehungsgebiet, Trittsteinbiotop zwischen zwei Naturschutzgebieten, Naherholungsgebiet, Klimasenke.
Diese Flächen für gewerbliche Nutzungen oder als Wohnbaufläche zu nutzen, verbietet sich daher angesichts der zweifelhaften Voraussetzungen über den tatsächlichen Bedarf und der hochwertigen Bedeutung gerade auch aus klimatischen Gesichtspunkten.
Diese Bedenken aber sind absolut ausgeblendet in diesem Entwurf des Flächennutzungsplans, und das steht im krassen Widerspruch zur Aussage, hier einen Plan für die nächsten 20 bis 25 Jahre vorzulegen. Der Klimawandel aber ist ein so drängendes Problem, dass es nicht weitgehend ausgeklammert werden, sondern stattdessen vorrangiger als andere Fragen behandelt werden muss.
Da ist es auch nicht damit getan, für Einzelfragen auf den späteren Bebauungsplan zu verweisen und dabei klimatische Festsetzungen zu treffen.
Nein, das ist der falsche Weg: Ein Flächennutzungsplan muss Flächen festlegen, die als Klimasenken für eine Absenkung der Temperaturen sorgen können – Friedhöfe, Parks im Stadtinneren zusammen mit Dach- und Fassadenbegrünungen, große Freiflächen im weiteren Stadtbereich, die mit abgesenkten Temperaturen für insgesamt eine Abkühlung sorgen. Das ist die Zukunft, nicht Wachstum, Wachstum und noch mal Wachstum zu Lasten von Natur und Landschaft.
Deshalb fordern wir,
- dass beispielsweise ein Stadtteil wie Herkenrath nicht zur Vorstadt entwickelt wird
- dass in Spitzenzeiten überlastete Straßenzüge wie die L 289 von Spitze zur Autobahn A 4 keinen weiteren hausgemachten Verkehr aufnehmen muss
- dass Wald als Bestandteil des Königsforsts nicht für Gewerbe gefällt wird
- dass die Vorstellung, über den alten Bahndamm den Verkehr entlasten zu können, ad acta gelegt wird, da unsinnig und nicht durchführbar
- dass im unmittelbaren Siedlungsumfeld gelegene Freiflächen aus Naherholungs- und klimatischen Gründen unbedingt beibehalten werden, etwa in Schildgen und Nußbaum.
Wir sind nicht gegen alles. Wir sind für Maß und Mitte – Zitat Armin Laschet, Ministerpräsident NRW
Der RBN hat sich intensiv mit dem Vorentwurf zum Flächennutzungsplan Bergisch Gladbach auseinander gesetzt.
Hier finden Sie, was wir dazu zu sagen haben:
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